Kunst und Körper.

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Kunst und Körper.

Kunst und Körper.

Thomas Houseago:

Die Bildhauerei ist eine spezielle Tätigkeit, weil man nicht nur mit den Augen arbeitet, sondern man den ganzen Körper braucht und der Körper Erinnerungen und Gewohnheiten sammelt.

Die Erfahrung etwas mit den Händen zu erschaffen oder durch Berührung entstehen zu lassen, beinhaltet etwas, das weder visuell ist noch konzeptuell oder intellektuell. Man muss sich der Welt entsagen und man muss sich dem Fortschritt auf seltsame Weise verweigern, um diesen Zustand zu erreichen, weil uns die Welt fortwährend vom Bildhauen abhält oder uns von dieser Denkart wegdrängt. - Bildhauer verlieren oft den Glauben daran etwas Neues zu schaffen.

Ausschnitt aus einer Podiumsdiskussion, die anlässlich der Ausstellung von Hans Josephsohn im Lismore Castle im County Waterford in Irland stattgefunden hat (interne Übersetzung aus dem Englischen von Hauser & Wirth).

Eine Transkription der gesamten Diskussion ist in folgender Publikation abgedruckt: Odukoya, Olu Michael, 'Hans Josephsohn - an exercise in form & curation.', Lismore: Listmore Castle Arts, 2012.

Kunst und Körper.

Jllo Ziessler:

Sie spricht von ihrem Unfall, von ihrer Behinderung. Ich (UG) frage sie: «Du kannst doch sitzen und den Stein, die Skulptur auf eine Drehscheibe stellen.»

JZ: «Der Stein ist der Ausgangspunkt der Skulptur. Für Bildhauer ist es selbstverständlich, dass der Stein seinen Platz im Raum hat und dass man sich um ihn herumbewegt, wenn man daran arbeitet.

Noch etwas Zweites: Skulpturen entstehen aus dem ganzen Körper des Künstlers heraus, der ganze Körper ist beteiligt. Vieles fliesst aus dem Gedächtnis des Körpers in die Skulptur ein. Das geht aber nur, wenn sich der Körper auch frei bewegen kann. Und das kann ich nicht mehr, das heisst, das sollte ich nicht mehr tun. Von allen Seiten sagt man mir, ich solle endlich mit der Bildhauerei aufhören, während die moderateren Stimmen mahnen, ich müsse unbedingt auf dem Stuhl sitzenbleiben – also sitze ich; doch wenn ich in die Arbeit vertieft bin, vergesse ich mich immer wieder, stehe auf und bewege mich um den Stein herum.

Es dauert immer einige Zeit, bis ich spüre, wie weh es tut, aber danach habe ich wieder während Tagen starke Schmerzen im Fuss, im Rücken, im Bein und der Arzt sagt, dass so auch weitere Rückenschäden entstehen. Ich weiss nicht, ob ich das sitzend Arbeiten wirklich noch lernen will.»

Ausschnitt aus einem Gespräch mit U.Graf, hier enthalten im Text aus der Drehvorlage zum Film «Gute Tage»: «DV, ProtagonistInnen».

(Jllo Ziessler erscheint nicht im Film.)

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Urs Graf

Notizen zur Filmästhetik



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